Herausforderungen und Gefahren der Integration von Genomdaten in die frühmittelalterliche Geschichte

In diesem Vortrag wird untersucht, wie die von Genetikern im 21. Jahrhundert erzeugten Datenmengen in eine differenziertere Geschichte der sogenannten Völkerwanderung integriert werden können, ohne die Verzerrungen der Essentialisierung und des Reduktionismus zu wiederholen, die die frühen Interpretationen archäologischer Daten in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts kennzeichneten.

Die jüngsten spektakulären Fortschritte in der Genomik haben die Aufmerksamkeit und die Vorstellungskraft einer breiten Öffentlichkeit erregt, die von der Genetik neue Aufschlüsse über die Identität von Personen und Gruppen in Gegenwart und Vergangenheit erhofft. Populationsgenetische Studien, die Daten aus der heutigen Bevölkerung verwenden, um sie auf vergangene demografische Ereignisse zu extrapolieren, und solche, die Daten verwenden, die aus altem Skelettmaterial extrahiert wurden, bieten neue Interpretationen der menschlichen Geschichte. Relativ wenige Studien haben sich jedoch auf die letzten 2000 Jahre konzentriert, und einige dieser Arbeiten, die mit wenig Input von Historikern und Sozialwissenschaftlern durchgeführt wurden, laufen Gefahr, die Fehler der Essentialisierung und des Reduktionismus zu wiederholen, die einige der dunkelsten Perioden der Rassengeschichte charakterisierten. In diesem Vortrag werden zwei eng verwandte Fragen kritisch beleuchtet: Erstens: Wie können Genomdaten in schriftliche und materielle Nachweise integriert werden, um historische Prozesse wie Migration und sozialen Wandel zu untersuchen? Und zweitens: Kann die Verwendung solcher Daten unser Verständnis der jüngeren Vergangenheit wirklich aufwerten?

 

Weitere Informationen 

25.02.2020 | Jahresvortrag Mittelalterzentrum

Vortrag: Patrick J. Geary

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