Hintergrund
Ökosystemleistungen bezeichnen den vielfältigen Nutzen, den Menschen aus Ökosystemen erzielen. Die Kulturlandschaften Mitteleuropas sind von der Erzeugung land- und forstwirtschaftlicher Produkte geprägt. Daneben erbringen sie eine Vielzahl an weiteren Leistungen, die für die Lebensqualität der Menschen zentral sind. Diese Leistungen werden erst allmählich von der Gesellschaft wahrgenommen, anerkannt und entgolten. Beispielsweise regulieren Kulturlandschaften das Klima, indem sie CO2 speichern. Sie stellen sauberes Trinkwasser bereit und bilden ästhetische Werte, die für Tourismus und Naherholung wichtig sind.

Zur Zeit entstehen weltweit Initiativen, die darauf abzielen, die Leistungen von Ökosystemen über marktbasierte Politikinstrumente zu sichern. Mit Abgaben, Förderprogrammen oder handelbaren Zertifikaten sollen Anreize für eine nachhaltige Landnutzung geschaffen werden. Noch ist allerdings kaum abzusehen, welche Auswirkungen solche marktbasierten Instrumente auf Ökosysteme, Landschaften und Landnutzung haben, falls sie großflächig zum Tragen kommen.

Projektdarstellung
Traditionelle Landnutzung fördert kulturelle Ökosystemleistungen und damit die Lebensqualität in der Region.

Projektziele und Aktivitäten

Das Projekt zielt darauf ab, die Beziehungen zwischen Ökosystemleistungen, marktbasierten Politikinstrumenten und Lebensqualität in mitteleuropäischen Kulturlandschaften systematisch zu erfassen. Dabei stehen drei Fragestellungen im Mittelpunkt:

  • Wie wirken marktbasierte Instrumente auf die Praxis der Landnutzung und die Bereitstellung von Ökosystemleistungen?
  • Welche Auswirkungen haben Änderungen der Landnutzung auf ausgewählte Ökosystemleistungen und welche Wechselwirkungen bestehen zwischen Ökosystemleistungen?
  • Wie lässt sich das Verhältnis zwischen Ökosystemleistungen und Lebensqualität sowie ökonomischer Wohlfahrt beschreiben?
Projektdarstellung
Marktbasierte Instrumente zur Förderung erneuerbarer Energien lösen erhebliche Änderungen der Landnutzung aus.

Teilprojekte
In einem interdisziplinären Verbund von sieben Teilprojekten kommen empirische Methoden der Wirtschafts- und Sozialwissenschaften sowie der Umweltnaturwissenschaften zum Einsatz.

Über Vor-Ort-Gespräche, Workshops und Diskussionspapiere führen die Wissenschaftler/innen einen Dialog mit Akteuren aus Politik und Praxis. Im Mittelpunkt steht die Abstimmung von Klima-, Naturschutz- und weiteren Zielen der Landnutzung. Dabei werden sie Vorschläge diskutieren,
wie wirkungsvolle Politikinstrumente zur Förderung von Ökosystemleistungen gestaltet werden können.
Die Gruppe verfolgt drei Forschungslinien:

Modul 1: Entwicklung bzw. Herausbildung und Implementierung marktbasierter Instrumente
Teilprojekt 1.1: Analyse globaler Governancestrukturen im Hinblick auf die Entstehung und Gestaltung von marktbasierten Instrumenten (Franziska Wolff)
Teilprojekt 1.2: Marktbasierte Instrumente als Komponenten institutioneller Arrangements zur Bereitstellung von Ökosystemleistungen (Christian Schleyer)

Modul 2: Landnutzungswandel und Ökosystemleistungen
Teilprojekt 2.1: Räumlich explizite Erfassung der Ökosystemleistungen in Biosphärenreservaten und ihre Berücksichtigung in Planung und Management (Bettina Ohnesorge)
Teilprojekt 2.2: Bäume in der Agrarlandschaft als Hotspots von Ökosystemleistungen – Raum-Zeit-Dynamik, Determinanten und Beiträge zum Klima- und Naturschutz (Dr. Tobias Plieninger)
Teilprojekt 2.3: Ökosystemleistungen von Wäldern unterschiedlicher Besitzart und -struktur: Steuerungspotenziale für Waldnaturschutz und Klimaschutz (Harald Schaich)

Modul 3: Lebensqualität und ökonomische Wohlfahrt
Teilprojekt 3.1: Kulturelle Ökosystemleistungen, Lebensqualität und deren Rolle in der privaten Landnutzung
(Dr. Claudia Bieling)
Teilprojekt 3.2: Multikriterielle Bewertung von Ökosystemleistungen als Entscheidungshilfe in der Klima- und Naturschutzpolitik (Holger Gerdes)

Projektdarstellung
Die Gruppe analysiert die quantitativen Änderungen der Landnutzung mithilfe eines Geograpischen Informationssystems*

Untersuchungsgebiete

Die Nachwuchsgruppe untersucht die Beziehungen zwischen Ökosystemleistungen, marktbasierten Politikinstrumenten und Lebensqualität exemplarisch in zwei UNESCO-Biosphärenreservaten.
In diesen treten vielfältige Ökosystemleistungen auf und es ist ein breites Spektrum an Politikinstrumenten etabliert. Die Verwaltungen der Biosphärenreservate wirken als Praxispartner im Vorhaben mit.

Das dünn besiedelte Biosphärenreservat Oberlausitzer Heide- und Teichlandschaft liegt nahe dem deutsch-polnisch-tschechischen Dreiländereck und ist geprägt von vielfältigen Wald-, Agrar- und historischen Teichlandschaften. Es gehört zu den dünn besiedelten Gegenden Deutschlands. Eine Besonderheit sind aus dem Braunkohleabbau resultierende Bergbaufolgelandschaften.

Das Biosphärengebiet Schwäbische Alb erstreckt sich von der Albhochfläche bis zum Albvorland am Rande des Ballungsraumes Stuttgart. Es zeichnet sich durch eine klein strukturierte Kulturlandschaft mit hohem Artenreichtum aus. Typische Landschaftselemente sind Wacholderheiden, Magerrasen, Streuobstwiesen sowie Hang- und Schluchtwälder.


* CORINE Land Cover: Umweltbundesamt, DLR-DFD 2004; Luftbild: Staatsbetrieb Geobasis- information und Vermessung Sachsen; Grenze Biosphärenreservat: Sächsisches Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie


 

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