ERNST MAYR LECTURE Axel Meyer / Universität Konstanz: "Die Entstehung neuer Arten - Darwins Geheimnis der Geheimnisse"

07. November 2006

Akademiegebäude, Leibniz-Saal, Eingang Margrafenstr. 38

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Charles Darwin argumentierte, daß neue Arten durch stetig verbesserte Adaptationen, also als eine Art Beiprodukt des immerwährenden Wettkampfs um limitierte Ressourcen entstehen. Diese Aussage implizierte „Sympatrie“ – das Leben im gleichen Lebensraum – und verlangte somit keine geographische Trennung von divergierenden Populationen, um neue Arten hervorzubringen. Allerdings sehen Darwins intellektuelle Nachfahren, darunter zuerst die Architekten der Neo-Darwinistischen Synthese wie Theodozius Dobzhansky und Ernst Mayr, geographische Separation – „Allopatrie“ – als unbedingt notwendige Voraussetzung für Speziation. Denn ohne geographische Barrieren könnten homogenisierende Gene zwischen verschiedenen lokal-adaptierten Individuen zweier Populationen ungehindert ausgetauscht werden und somit keine, für die Artbildung nötigen, genetischen Unterschiede über Generationen hinweg akkumulieren. So wurde allopatrische Artbildung seit Mayr zum dominanten, ja fast ausschließlich akzeptierten Modell der Artentstehung. Doch in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhundert begann die Dominanz dieses Speziationsmechanismus durch einige empirische und theoretische Studien zu wackeln. Sympatrische Artbildung scheint zumindest, wenn auch weniger häufig und unter nur seltener auftretenden ökologischen Umständen, zum Ursprung neuer Arten geführt zu haben. Die genetische Basis für morphologisch-ökologische Adaptationen und die verhaltensbiologischen Entscheidungen der Partnerwahl wird zunehmend besser verstanden. In dem Vortrag werden Beispiele der Feld- und Laborforschung an den Artenschwärmen der Buntbarsche Afrikas und Zentralamerikas vorgestellt. Evolutionsökologie und Genetik der Buntbarsche zeigen, wie selbst Ernst Mayr, wohl der prominenteste lebenslange Kritiker der sympatrischen Artbildung, zuletzt einräumte, daß gerade diese Fische das beste Modell für Studien zur Artentstehung ohne geographische Trennung sind.

Veranstaltungszeitraum:

18.00 Uhr s.t.

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