Jan-Dirk Müller: König Philipp und seine Krone - Über Fremdheit und Nähe mittelalterlichen Denkens und Dichtens

Öffentliche Abendveranstaltung

12. Februar 2013

Akademiegebäude am Gendarmenmarkt, Leibniz-Saal, Markgrafenstrasse 38, 10117 Berlin

Warum der Thronbewerber Philipp von Schwaben bei der Königswahl von 1198 König werden sollte? Nach Ansicht Walthers von der Vogelweide aufgrund seiner äußeren Erscheinung sowie seiner Selbstdarstellung vor den Fürsten beim Weihnachtsfest in Magdeburg. Strukturen dieses fremdartigen Denkens finden sich neben der Politik auch insgesamt in der Praxis der feudalen Laiengesellschaft und in der auf sie bezogenen Literatur. Dies soll in dem Vortrag auch an weiteren literarischen Texten erörtert werden.

Jan-Dirk Müller: König Philipp und seine Krone - Über Fremdheit und Nähe mittelalterlichen Denkens und Dichtens
Jan-Dirk Müller: König Philipp und seine Krone - Über Fremdheit und Nähe mittelalterlichen Denkens und Dichtens

Eine eigentümliche, typisch mittelalterliche Auffassung von Herrscher und Herrschaft, Herrschaftszeichen und Legitimität zeigen zwei Kommentare Walthers von der Vogelweide zur doppelten deutschen Königswahl von 1198. In den beiden „Sprüchen“ wirbt der Dichter für den staufischen Thronbewerber Philipp von Schwaben und begründet es nicht mit rechtlichen Abstraktionen, sondern mit der äußeren Erscheinung des gekrönten Herrschers überhaupt sowie mit dessen Selbstdarstellung vor den Fürsten beim Weihnachtsfest in Magdeburg.

Strukturen dieses fremdartigen Denkens finden sich neben der Politik auch insgesamt in der Praxis der feudalen Laiengesellschaft und in der auf sie bezogenen Literatur. Dies soll in dem Vortrag auch an weiteren  literarischen Texten (Nibelungenlied, ‚Iwein‘, ‚Parzival‘ u. a.) erörtert werden.


Jan-Dirk Müller (*1941) hatte bis 2009 den Lehrstuhl für deutsche Sprache und Literatur des Mittelalters an der Ludwig-Maximilians-Universität München inne. Er ist u. a. ord. Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften und war zuletzt Fellow am Internationalen Forschungszentrum Kulturwissenschaften in Wien (2012). Letzte Buchpublikation: Mediävistische Kulturwissenschaft, Berlin 2010.


Begrüßung
Michael Borgolte
Institut für Geschichtswissenschaften,
Humboldt-Universität zu Berlin
Akademiemitglied
 

König Philipp und seine Krone 

Über Fremdheit und Nähe mittelalterlichen Denkens und Dichtens
Jan-Dirk Müller
Ludwig-Maximilians-Universität München,
Ordentliches Mitglied der
Bayerischen Akademie der Wissenschaften


Das Mittelalterzentrum an der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften lädt zu seinem zweiten Jahresvortrag ein. Es veröffentlicht die Vorträge in einer eigenen Reihe „Das mittelalterliche Jahrtausend“ im Akademie Verlag (Band 1: Otto Gerhard Oexle, Die Gegenwart des Mittelalters, Berlin 2012). Das Zentrum wurde 2011 gegründet und repräsentiert die mit dem Mittelalter befassten Akademienvorhaben.

Der Eintritt ist frei. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.

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