Rau – schwebend – rein. Rekonfigurationen des Tons seit Helmholtz

Öffentliche Abendvorträge

18. Oktober 2022

Akademiegebäude am Gendarmenmarkt, Einstein-Saal, Jägerstraße 22/23, 10117 Berlin

Mit der Lehre von den Tonempfindungen als physiologische Grundlage für die Theorie der Musik (1863) schuf Hermann von Helmholtz ein Grundlagenwerk zur Systematisierung der Akustik.

© Christina Dörfling

Mit der Lehre von den Tonempfindungen als physiologische Grundlage für die Theorie der Musik (1863) schuf Hermann von Helmholtz ein Grundlagenwerk zur Systematisierung der Akustik. Er prägte darin zentrale Begriffe wie Ton und Klangfarbe um: Der Ton war fortan an seine mathematisch-physikalische Definition gekoppelt, ebenso wie die Klangfarbe, die zugleich dasjenige beschrieb, was das Gehör zu unterscheiden vermag. Entscheidend für den Erfolg seiner neuen Theorie des Hörens war nicht zuletzt, dass die von Helmholtz entwickelten akustischen Experimente auch für neue Höreindrücke sorgten. Seine Durchsetzungskraft erhielt der neue Begriff des Tons als hörbarer Sinusschwingung dadurch, dass Helmholtz ihn tatsächlich hörbar machte. Nur mit solchen „reinen“ Tönen, so befand die Forschung in der Folge, ließen sich akustische Experimente kontrolliert durchführen.

Der Vortrag von Julia Kursell führt in den Begriff des Tons ein, den Helmholtz aufstellt. Zunächst werden ältere Verständnisse des Tons umrissen und dann die Strategie der Neudefinition von Helmholtz erläutert. Schließlich wird exemplarisch gezeigt, dass für nachfolgende Forscher die Helmholtz’sche Definition keineswegs unproblematisch ist.

Der Vortrag von Christina Dörfling zeigt am Beispiel früher elektronischer Musikinstrumente, wie die seit Helmholtz veränderten Vorstellungen vom und Zugänge zum Ton Spuren in medientechnischen Anordnungen der Klanggenerierung zu Beginn des 20. Jahrhunderts hinterlassen. Eine frühe Anwendungsform findet sich später im elektronischen Musikinstrument Theremin (1919/20), wobei hier nicht ein „reiner“, sondern die Schwebung zweier Sinustöne zu hören ist. In seiner Weiterentwicklung, dem Terpsiton, spitzt sich diese Figur zu: Töne werden hier mit dem gesamten Körper getanzt.

Im Anschluss an die Vorträge diskutieren die Referentinnen mit Christoph Markschies und Dörte Schmidt.

Am Ende der Veranstaltung sind Anwesende eingeladen, das nachgebaute und in der Veranstaltung vorgeführte Terpsiton selbst auszuprobieren und ihre Körper zum Klingen zu bringen.

Eine Veranstaltung des Jahresthemas 2021|22 „Die Vermessung des Lebendigen “.


PROGRAMM

Begrüßung

  • Christoph Markschies (Akademiepräsident)

Vortrag

  • Julia Kursell (Universität Amsterdam)

Vortrag

  • Christina Dörfling (Humboldt-Universität zu Berlin)

Vorführung: Terpsiton

Diskussion

  • Dörte Schmidt (Akademiemitglied | Universität der Künste Berlin)
  • Christoph Markschies (Akademiepräsident)

Franziska Urban
Veranstaltungskoordinatorin
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Tel.: +49 (0)30 20370 529
franziska.urban@bbaw.de 
Jägerstraße 22/23
10117 Berlin
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