Vorlesungsreihe Funktionen des Bewusstseins
Kai Vogeley:
Soziale Kognition und soziales Bewusstsein

30. April 2009

Akademiegebäude am Gendarmenmarkt, Einstein-Saal, Jägerstraße 22/23, 10117 Berlin

Vorlesungsreihe "Funktionen des Bewusstseins"

Kai Vogeley: Soziale Kognition und soziales Bewusstsein

Begrüßung und Einführung: Felix BermpohlIn diesem Vortrag wird die soziale Funktion menschlichen Bewusstseins näher untersucht. Allgemein gesprochen können kognitive Prozesse in einem weiten Sinn als informationsverarbeitende Vorgänge in minimal verhaltensfähigen, d.h. kognitiven, Systemen definiert werden. Bewusstsein kann als das subjektive Erleben oder Gewahrwerden dieser kognitiven Prozesse verstanden werden. Sozial kognitive Prozesse beziehen sich auf solche kognitiven Prozesse, die der Interaktion oder Kommunikation mit anderen Personen dienen. Damit ist eine Differenzierung eingeführt, die zwischen automatischen, intuitiven Prozessen einerseits und kontrollierten, inferentiellen Prozessen andererseits unterscheidet. Weiterhin ist eine Unterscheidung der Leistungen von Selbst-Fremd-Differenzierung und Selbst-Fremd-Austausch vorzunehmen. Daraus ergeben sich Eckpunkte für eine Taxonomie sozial kognitiver Leistungen, die neurowissenschaftlich aufgesucht werden kann und auch psychopathologisch sichtbar wird.

Zur Vorlesungsreihe


Bewusstsein hat jeder, der denkt oder spricht – aber es ist schwer, genau zu sagen, was es ist. Das Phänomen Bewusstsein ist daher ein ständiges Rätsel. Die Vorlesungsreihe wendet sich aus interdisziplinärer Perspektive den Funktionen des Bewusstseins zu.

 

Dabei wird der Frage nachgegangen, wie das phänomenale Erleben als ein funktionaler Bestandteil der natürlichen Welt begriffen werden kann. Einen gemeinsamen Ausgangspunkt der Überlegungen bildet die Annahme, dass subjektives Erleben und Bewusstsein Teil der Natur sind. Die Wirklichkeit, in der Subjekte eine phänomenale Perspektive haben, ist keine grundsätzlich andere als die, in der physische Objekte aufeinander wirken und Lebewesen mit ihrer Umwelt interagieren. Das bedeutet nicht, dass phänomenales Erleben auf physische Entitäten oder Prozesse auf sie reduziert werden kann. Vielmehr haben die phänomenalen Erlebnisse selbst eine natürliche Funktion. Unter dem Motto »putting qualia back to work« ist es das Ziel, die verschiedenen Funktionen, die bewusstes Erleben im Selbstverständnis von Personen sowie in deren Handeln und Interagieren hat, antidualistisch und antireduktionistisch zu bestimmen.

 

In der interdisziplinären Arbeitsgruppe 'Funktionen des Bewusstseins' untersuchen neun junge ForscherInnen aus Philosophie, Psychologie, Linguistik, Psychiatrie und Kunstgeschichte das Phänomen "Bewusstsein" aus verschiedenen Perspektiven. Die vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderte Gruppe nahm 2006 ihre Arbeit auf. Ziel ist es, Zugänge zu einer neuen Beschreibung und Deutung des Bewusstseins zu eröffnen. Dazu gehört auch die Analyse der so genannten Erste-Person-Erfahrung: Um zu erkennen, wie dicht der Zusammenhang zwischen dem bewussten Erleben und anderen Leistungen des Lebens ist, interessiert die Gruppe vornehmlich die Stellung des Empfindens, Fühlens, Erinnerns und natürlich auch des Denkens im Zusammenhang eines sozial kommunizierenden, technisch produzierenden und sich dabei kulturell entfaltenden Organismus.

 

Sprecher der interdisziplinären Arbeitsgruppe ist Prof. Dr. Volker Gerhardt, Ansprechpartner sind die wissenschaftlichen Koordinatoren Jan-Christoph Heilinger und Isabel Kranz. E-Mail kranz@bbaw.de.


Eine Veranstaltung im Rahmen des Wissenschaftsjahres 2009 "Forschungsexpedition Deutschland" (www.forschungsexpedition.de)

 

Der Eintritt ist frei. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.

Veranstaltungszeitraum:

18.30 Uhr

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