Warum und seit wann werden Künste an Hochschulen gelehrt und wann werden sie zum Gegenstand wissenschaftlicher Forschung gemacht? Welche Künste betrifft dies zu welchem Zeitpunkt? Welche unterschiedlichen Konzepte von Kunst und Wissenschaft, Theorie und Praxis, Staat und Gesellschaft spielen dabei eine Rolle? Und wie verändert sich hierdurch unsere Vorstellung von Kunst?
Im Rahmen mehrerer Workshops und Tagungen widmete sich die Initiative in den vergangenen drei Jahren einer Reihe von Fragen, die mit der Institutionalisierung akademischer Kunstlehre und der Entstehung kunstbezogener Wissenschaftsdisziplinen in Verbindung stehen. Im Rückblick auf diese gemeinsame Arbeit stellt die Initiative nun noch einmal die grundsätzliche Frage: Was war, was ist die Akademisierung der Künste? Mitglieder der Initiative antworten darauf in fünf Kurzvorträgen, die konkrete Aspekte und Quellen in den Blick nehmen und so Einsichten in die Vielfalt der Forschungsinteressen erlauben.
Christiane Salge (Technische Universität Darmstadt) widmet sich dem Wandel in der Architektenausbildung, den die Gründung der Berliner Bauakademie 1799 zur Folge hatte. Ausgehend von Lehrzeichnungen zur Perspektive stellt sie die Frage, welche Medien und Gegenstände in der Bauakademie an Bedeutung gewinnen und den dortigen Architekturunterricht prägten.
Hans-Christian von Herrmann (Technische Universität Berlin) widmet sich, unter anderem am Beispiel des philosophischen und pädagogischen Werks John Deweys, der gegenläufigen Dynamik von Entakademisierung und Akademisierung in der Kunsterziehungsbewegung um 1900.
Dörte Schmidt (Akademiemitglied, Universität der Künste Berlin) folgt in ihrem Vortrag am Beispiel eines – verworfenen – Bauplans der um 1875 diskutierten Idee, die Berliner Akademie der Künste und ihre Lehranstalten in einem neuen Gebäudeensemble auf der Museumsinsel anzusiedeln, und fragt, was sich daraus mit Blick auf damalige Verständnisse von Kunst und Wissenschaft lernen lässt.
Jan Lazardzig (Freie Universität Berlin) untersucht die Entstehung der akademischen Disziplin Theaterwissenschaft an der Berliner Universität in den 1920er Jahren. Anhand einer Vorlesungsmitschrift aus jener Zeit diskutiert er, wie die frühe Theaterwissenschaft „Theater" verstanden, untersucht und gelehrt und sich so als Disziplin legitimiert hat.
Abschlusskommentar: Mitchell G. Ash (Universität Wien, Akademiemitglied)
Abschlussveranstaltung der Initiative „Akademisierung der Künste“.