Wolfgang Schenkel: Die Entzifferung der Hieroglyphen und der Beitrag von Karl Richard Lepsius

Vortragsreihe "Karl Richard Lepsius"

11. Januar 2011

Akademiegebäude am Gendarmenmarkt, Einstein-Saal, Jägerstrasse 22/23, 10117 Berlin

Aus Anlass des 200. Geburtstag von Karl Richard Lepsius veranstalten das „Altägyptische Wörterbuch” der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, die Junge Akademie und das Ägyptische Museum und die Papyrussammlung eine Vortragsreihe zur Würdigung des Begründers der deutschen Ägyptologie. Den Auftakt bildet der Vortrag „Die Entzifferung der Hieroglyphen und der Beitrag von Karl Richard Lepsius” von Wolfgang Schenkel.

Wolfgang Schenkel: Die Entzifferung der Hieroglyphen und der Beitrag von Karl Richard Lepsius
Wolfgang Schenkel: Die Entzifferung der Hieroglyphen und der Beitrag von Karl Richard Lepsius

Den Auftakt der Vortragsreihe, mit der die Verdienste des Begründers der deutschen Ägyptologie, Karl Richard Lepsius, gewürdigt werden, bildet der Vortrag „Die Entzifferung der Hieroglyphen und der Beitrag von Karl Richard Lepsius” von Wolfgang Schenkel.

 

Die Entzifferung der Hieroglyphen war ein langwieriges, unsäglich schwieriges Unterfangen. Es war nicht der viel bewunderte, 1799 entdeckte und heute als Glanzstück im Britischen Museum ausgestellte „Stein von Rosette“, der zur Entzifferung führte. Ein anderer erst 1822 aufgefallener „Stein“, ein Obelisk aus Philae, der heute abseits in der englischen Provinz steht, musste hinzukommen und manches mehr.

 

Es war nicht der Vortrag, den Jean François Champollion am 27. September 1822 in der Pariser Akademie halten durfte, bzw. dessen Druckfassung, die berühmte „Lettre à M. Dacier“, womit die Entzifferung besiegelt wurde. Noch bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts, als Grammatik und Wortschatz des Ägyptischen so weit erschlossen waren, dass nach und nach die Interpretation längerer Textpassagen gelingen konnte, wurde darüber gestritten, ob überhaupt Champollion den richtigen Weg vorgezeichnet hatte.

 

Inzwischen, 1837, hatte jedoch Richard Lepsius in seiner „Lettre à M. le Professeur Rosellini“ eine Darstellung und Systematisierung des damals aktuellen Kenntnisstandes vorgelegt, mit der er maßgebliche Persönlichkeiten der wissenschaftlichen Elite Preußens davon überzeugte, dass Champollions Ansatz im Prinzip richtig war und die Hieroglyphen jetzt als entziffert gelten konnten. Nur nach diesem Erfolg war die große, von Lepsius geleitete Expedition nach Ägypten in den Jahren 1842-1845 denkbar und möglich sowie die 1846 erfolgte Einrichtung einer ägyptologischen Professur in Berlin, der weltweit zweiten nach der 1831 für Champollion am Collège de France in Paris geschaffenen.

 

Wolfgang Schenkel ist Professor für Ägyptologie im Ruhestand an der Eberhard Karls Universität in Tübingen. Er ist einer der international führenden Ägyptologen auf dem Forschungsgebiet der ägyptischen Sprache, Grammatik und Philologie.

 

Eine Vortragsreihe zur Würdigung Karl Richard Lepsius'

 

Der deutschen Ägyptologe Karl Richard Lepsius – 1810 in Naumburg geboren und aufgewachsen – studierte zunächst Philologie und vergleichende Sprachwissenschaft. Angeregt durch Carl Josias Bunsen und Alexander von Humboldt begann er, sich den Studien der ägyptischen Sprache zu widmen, einer Sprache, die erst seit 1822 durch die Entzifferung der Hieroglyphen von Jean-François Champollion
in ihrer Bedeutung bekannt geworden war.

 

Lepsius beschäftigte sich nicht nur theoretisch als genialer Sprachforscher mit dem Schriftsystem, sondern bereiste und erkundete zudem als Leiter der von Friedrich Wilhelm IV. ausgesandten dreijährigen Expedition (1842–45) Ägypten und Nubien. Die von dieser Reise mitgebrachten Objekte sollten damals mit den bereits in Berlin vorhandenen Aegyptiaca einen Teil der Ausstellungsräume des im Bau befindlichen Neuen Museums füllen. Für die Inszenierung dieser Ausstellung entwarf Lepsius ein beeindruckendes, heute noch teilweise erhaltenes Bildprogramm für Wände und Decken.

 

Aus Anlass des 200. Geburtstags von Karl Richard Lepsius am 23. Dezember 2010 widmen das „Altägyptische Wörterbuch“ der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, das Ägyptische Museum und die Papyrussammlung und die Junge Akademie diesem bedeutenden Ägyptologen eine Vorlesungsreihe.
Sie würdigen damit Lepsius als Universalgelehrten, Expeditionsleiter sowie Museumsgestalter und laden
Interessierte zu einer Reise durch die facettenreiche Welt der Ägyptologie (Entzifferung, Geschichte, Religion, Archäologie, Museum) auf den Spuren ihres Pioniers ein.

 

Die nächste Veranstaltung mit einem Vortrag von Jan Assmann unter dem Titel „Die erste Ordnung des Chaos - die altägyptische Religion” findet am 25.01.2011 statt.

 

Die drei veranstaltenden Institutionen:
- Akademienvorhaben „Altägyptisches Wörterbuch“ der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften
- Ägyptisches Museum und Papyrussammlung. Staatliche Museen zu Berlin, Stiftung Preussischer Kulturbesitz
- Die Junge Akademie an der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften und der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina

 

Die Veranstaltungen finden statt mit freundlicher Unterstützung des „Vereins zur Förderung des Ägyptischen Museums Berlin e.V.“ .

Der Eintritt ist frei. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.

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