Selbstdarstellung

Die interdisziplinäre Arbeitsgruppe Altern und gesellschaftliche Entwicklung (AGE) wurde im Herbst 1987 von der damaligen Akademie der Wissenschaften zu Berlin (West) konstituiert. Seit 1994 wurde die Arbeitsgruppe von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften fortgeführt. Die Arbeitsgruppe hatte zum Ziel, Gegenwart und Zukunft des Alterns aus multi- und interdisziplinärer Perspektive zu untersuchen und zur Weiterentwicklung des Erkenntnisstandes gerontologischer Forschung beizutragen. Dazu entwickelte sie 1988 zwei miteinander verbundene Projekte, die 1989 begonnen wurden.

 

Das erste Teilprojekt, die Erarbeitung eines Perspektivenbandes zum Thema 'Zukunft des Alterns und gesellschaftliche Entwicklung', wurde 1991 abgeschlossen. Der Band umfaßt 28 Originalbeiträge, die in Kooperation mit mehr als 25 externen Autoren erstellt wurden, und verbindet Ergebnisse gerontologischer Grundlagenforschung mit praktischen Fragen des Alterns. Der Perspektivenband wurde 1992 als Forschungsbericht der Akademie der Wissenschaften zu Berlin und 1994 in zweiter Auflage als Studientext zur Gerontologie veröffentlicht (P. B. Baltes u. J. Mittelstraß [Hrsg.], Zukunft des Alterns und gesellschaftliche Entwicklung [Akademie der Wissenschaften zu Berlin, Forschungsbericht 5], Berlin 1992; P. B. Baltes, J. Mittelstraß u. U. M. Staudinger [Hrsg.], Alter und Altern: Ein interdisziplinärer Studientext zur Gerontologie, Berlin 1994.

 

Das zweite Teilprojekt, die Berliner Altersstudie (BASE), wurde seit 1989 in Kooperation mit Forschungsgruppen der Psychiatrischen Klinik und Poliklinik des Universitätsklinikums Benjamin Franklin der Freien Universität Berlin und des Virchow-Kinikums der Humboldt-Universität zu Berlin (bis 1995 Klinikum Rudolf Virchow der Freien Universität Berlin) sowie dem Max-Planck-Institut für Bildungsforschung durchgeführt und stand seit 1992 im Mittelpunkt der Tätigkeiten der Arbeitsgruppe. Die Berliner Altersstudie wurde vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend finanziell gefördert. Zusätzliche Mittel erhielt die Studie von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften und den bei der Durchführung beteiligten Instituten und Forschungsgruppen.

 

An der Berliner Altersstudie (BASE) sind vier Disziplinen beteiligt, Innere Medizin/Geriatrie, Psychiatrie, Psychologie und Soziologie/Sozialpolitik. Die Studie wird von einem Gremium geleitet, dem Prof. Dr. P. B. Baltes (Leiter der Forschungseinheit Psychologie, Max-Planck-Institut für Bildungsforschung), Prof. Dr. H. Helmchen (Leiter der Forschungseinheit Psychiatrie, Psychiatrische Klinik und Poliklinik, Klinikum Benjamin Franklin, Freie Universität Berlin), Prof. Dr. K. U. Mayer (Leiter der Forschungseinheit Soziologie/Sozialpolitik, Max-Planck-Institut für Bildungsforschung) und Prof. Dr. E. Steinhagen-Thiessen (Leiterin der Forschungseinheit Innere Medizin/Geriatrie, Virchow-Klinikum, Humboldt-Universität zu Berlin, und Evangelisches Geriatriezentrum Berlin) angehören. Die Projektgruppe Berliner Altersstudie besteht aus mehr als 40 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, die den vier genannten Forschungseinheiten zugeordnet sind.

 

Die Berliner Altersstudie zeichnet sich durch die Multi- und Interdisziplinarität der Erhebungen, die Konzentration auf das hohe und höchste Alter sowie durch die Arbeit mit einer für das ehemalige Berlin (West) repräsentativen, nach Alter und Geschlecht geschichteten Stichprobe aus. Den Fragestellungen, den Erhebungen und den Datenauswertungen liegen vier theoretische Orientierungen gerontologischer Forschung zugrunde:

  1. differentielles Altern,
  2. Kontinuität und Diskontinuität im Alterns- und Lebensverlauf,
  3. Kapazitäts- und Handlungsreserven älterer Menschen und
  4. Altern als systemisches Phänomen.

Ziel ist es, anhand der quer- und längsschnittlich gesammelten Daten

  1. Altersdifferenzen und Alternsprozesse zu erfassen,
  2. Unterschiede im physischen und psychischen Funktionsstatus sowie im sozialen Umfeld und Stabilitäten und Veränderungen in der körperlichen und geistigen Funktionstüchtigkeit und den sozioökonomischen Lebensbedingungen abzuschätzen und
  3. kausale Hypothesen über Determinanten des Alterns und der Mortalität zu testen.

Die Kernstichprobe der Berliner Altersstudie besteht aus 516 Personen im Alter von 70 bis über 100 Jahren. Männer und Frauen der Altersgruppen 70-74, 75-79, 80-84, 85-89, 90-94, 95 und mehr Jahren (einschließlich über 100jährige) sind in dieser Kernstichprobe mit jeweils 43 Personen vertreten. Diese Kernstichprobe der Berliner Altersstudie entstammt aus einer größeren Ausgangsstichprobe von insgesamt 1.908 Frauen und Männer im Alter von 70 bis 100 und mehr Jahren, die bei der ersten Datensammlung (Hauptstudie, 1990-1993), angesprochen wurden, sich an der Studie zu beteiligen. 1.219 (64%) nahmen an einer Kurzbefragung und 928 (49%) an einer multidisziplinären Ersterhebung teil, mit der in einem etwa eineinhalbstündigen Interview Basisinformationen für alle an der Studie beteiligten Disziplinen gewonnen wurden. Von diesem Personenkreis haben 516 (27% der Ausgangsstichprobe) an einer zusätzlichen umfangreichen Intensiverhebung teilgenommen, die aus 13 weiteren, jeweils ca. 1,5 Stunden dauernden Untersuchungsteilen zu internistisch-geriatrischen, psychiatrischen, psychologischen sowie zu soziologischen, ökonomischen und sozialpolitischen Fragen des Alterns bestand.

 

Seit 1993 wurden die 516 Teilnehmer der BASE-Kernstichprobe längsschnittlich weiterverfolgt und in drei zusätzlichen Datenerhebungen erneut untersucht. 1993/94 fand zunächst eine kürzere Zwischenbefragung statt, bei der lediglich die eineinhalbstündige multidisziplinäre Ersterhebung wiederholt wurde. Von den 516 Teilnehmern der ursprünglichen Kernstichprobe waren zu diesem Zeitpunkt noch 431 am Leben, und 361 dieser Personen (84%) nahmen nochmals an der Datenerhebung teil.

In den Jahren 1995/96 und 1997/98 wurden zwei weitere Intensiverhebungen durchgeführt. Das Intensivprotokoll war im Vergleich zur Hauptstudie auf sechs Sitzungen reduziert und bestand jeweils aus einer Wiederholung der multidisziplinären Ersterhebung und fünf weiteren Sitzungen zu den längsschnittlichen Fragestellungen der vier beteiligten Forschungseinheiten. Bei der ersten Wiederholung des Intensivprotokolls (1995/96) waren noch 313 Personen der ursprünglichen Kernstichprobe (N = 516) am Leben. Von diesen Überlebenden nahmen 244 Personen (78%) noch einmal an der Wiederholung der eineinhalbstündigen Ersterhebung teil und bei 206 (66%) konnte das gesamte, sechs Sitzungen umfassende Intensivprotokoll durchgeführt werden. Bei der zweiten Wiederholung des Intensivprotokolls (1997/98) lebten noch 239 Personen der usprünglichen Kernstichprobe (46%). Von diesen 239 Personen absolvierten noch einmal 164 (69%) die multidisziplinäre Ersterhebung und 132 (55%) nahmen nochmals am gesamten Intensivprotokoll teil.

 

Die zentralen querschnittlichen Befunde der Berliner Altersstudie (Hauptstudie) sind umfassend in den beiden Ergebnismonographien zur Berliner Altersstudie dargelegt (Baltes, P. B. u. Mayer, K. U. [Hg.]. The Berlin Aging Study: Aging from 70 to 100, New York 1999 (Hardbook 1999, Paperback 2000); Mayer, K. U., u. Baltes, P. B. [Hg.], Die Berliner Altersstudie, Berlin 1996). Für den Zeitraum von 1991 bis 1999 liegen insgesamt mehr als 270 Publikationen in Form von Büchern, Buchkapiteln und Fachartikeln und über 520 Kongreßbeiträge zu Ergebnissen der Berliner Altersstudie vor. Ein ausführliches Publikationsverzeichnis finden Sie auf den Seiten des Max-Planck-Instituts für Bildungsforschung  Berlin unter http://www.base-berlin.mpg.de/Publications.html .

Die Tätigkeiten der interdisziplinären Arbeitsgruppe Altern und gesellschaftliche Entwicklung endeten offiziell im Juni 1999. Die Projektgruppe Berliner Altersstudie wird jedoch weiterhin bestehen bleiben, und die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der vier Forschungseinheiten werden auch zukünftig kooperieren.

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