Die Deutsche Forschungsgemeinschaft im Spannungsfeld von Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft und Akademien der Wissenschaften bis 1945

Peter Nötzoldt

Im Frühjahr 2000 berief der Präsident der Deutschen Forschungsgemeinschaft eine Arbeitsgruppe, die Wege und Möglichkeiten der Erforschung der Geschichte der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) erkunden sollte. Die Leitung übernahmen Rüdiger vom Bruch (Berlin) und Ulrich Herbert (Freiburg). Auf der Grundlage umfangreicher Archivrecherchen entstanden Skizzen zu Einzelprojekten, die im April 2001 einer Expertenrunde vorgestellt und aus denen eine Reihe von Einzelforschungsvorhaben als vordringlich empfohlen wurden. Vier Forschungsvorhaben sind anschließend weiter ausgearbeitet und Ende Juni einem Gutachtergremium der DFG vorgelegt worden. Im August 2001 erhielten vier Einzelvorhaben eine Förderzusage; zu ihnen gehört das hier vorzustellende Vorhaben. Es wurde im September 2001 begonnen.

Im Projekt mit dem Titel „Die Deutsche Forschungsgemeinschaft im Spannungsfeld von Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft und Akademien der Wissenschaften bis 1945„ soll analysiert werden, wie und warum es der 1920 als Notgemeinschaft der Deutschen Wissenschaft gegründeten Deutschen Forschungsgemeinschaft gelang, sich sowohl in der Weimarer Republik als auch in der NS-Zeit neben den beiden damals großen außeruniversitären Forschungsinstitutionen Akademien der Wissenschaften und Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft (KWG) als weitere Säule in der deutschen Forschungslandschaft fest zu etablieren. Dazu müssen Kooperation, Konkurrenz und Koexistenz zwischen den Institutionen und ihr Verhältnis zur Politik genauer untersucht werden. Vorgesehen ist eine Netzwerkanalyse der in den drei Institutionen tätigen Multifunktionsträger der Wissenschaft sowie der zentralen Protagonisten der Wissenschaftspolitik. Mit ihrer Hilfe sollen die Konsequenzen für die Entwicklung der Institutionen exakter bestimmt werden. Das ermöglicht, die Geschichte der DFG vor und während der nationalsozialistischen Herrschaft zum einen in ihrer wissenschaftsinternen Dimension zu erfassen und zum anderen an den Schnittstellen zwischen den politischen und wissenschaftlichen Beziehungsgeflechten zu analysieren. Herausgearbeitet werden sollen die eher konstanten und die eher kurzfristig wirksamen Faktoren (Programme, Personen, politische Absicherungen und Vorgaben). Einen weiteren Schwerpunkt bildet die Untersuchung der Förderpolitik der DFG im Kontext von KWG und Akademien. Hier soll der Austausch von Ressourcen (Finanzmittel, Gutachter) erfaßt und seine Spezifika und Veränderungen untersucht werden.

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