In der Akademiegeschichte wurden sehr viele herausragende Wissenschaftler, aber nur wenige ausgewählte Wissenschaftlerinnen als Mitglieder zugewählt. Die Akademie war – aus unserer heutigen Sicht – über weite Teile ihrer Geschichte eher preußisch und männlich dominiert. Sie ignorierte aber nicht nur interessante Frauen, sondern scheute sich auch, jüdische Menschen zuzuwählen und überhaupt entschlossen den europäischen Horizont zu überschreiten. Um solche, durchaus für das deutsche Wissenschaftssystem charakteristischen Einseitigkeiten sichtbar zu machen, stellt sich die Akademie sich selbst folgende Frage: Welche historischen Zeitgenossen und Zeitgenossinnen hätte man aus heutiger Sicht als Mitglieder zuwählen können, vielleicht sogar zuwählen müssen?
Wir stellen in dieser Rubrik entsprechend in Zukunft Antworten auf diese Frage und damit Personen vor, von denen wir uns heute gewünscht hätten, dass sie als Akademiemitglieder zugewählt worden wären.
Abraham Geiger (1810-1874) war ein preußischer Rabbiner, bedeutender jüdischer Gelehrter im Bereich der Wissenschaft des Judentums und zählt zu den wichtigsten Vordenkern des Reformjudentums.
Der Philosoph Georg Wilhelm Friedrich Hegel (1770-1831) gilt als wichtigster Vertreter des Idealismus. Er prägte die Philosophiegeschichte entscheidend durch seine Abhandlungen über Logik, Naturphilosophie und die Philosophie des Geistes. Die Abstimmung über seine Aufnahme als Akademiemitglied ging zu seinen Ungunsten aus – eine große Ungerechtigkeit, wie man aus heutiger Sicht sagen muss.
Die russisch-deutsche Mikrobiologin Lydia Rabinowitsch-Kempner (1871-1935) erhielt als zweite Frau in Preußen und als erste in Berlin einen Professorentitel. Sie wies unter anderem die Übertragung von Tuberkulose-Bakterien duch infzierte Kuhmilch nach und gab die Fachzeitschrift "Zeitschrift für Tuberkulose" heraus. Ab 1920 leitete sie das Bakteriologische Institut am Städtischen Krankenhaus Moabit, bis sie 1934 aufgrund ihrer jüdischen Herkunft zwangspensioniert wurde.
Die Berliner Philosophin und Theologin Liselotte Richter (1906-1968) arbeitete von 1934 bis 1943 an der Leibniz-Edition der Akademie. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde sie Bezirksstadträtin für Bildung und Kultur in Berlin-Charlottenburg und wurde 1948 als erste Frau in Deutschland auf eine Professur für (reine) Philosophie berufen. Infolge der 2. Hochschulreform 1950/51 in der DDR wurde sie 1951 aus der Philosophischen Fakultät gedrängt. An der Theologischen Fakultät der Humboldt-Universität erhielt sie eine Professur mit Lehrstuhl für Religionsphilosophie – als erste Wissenschaftlerin in Deutschland.