Europa in globaler Perspektive

Die Vorlesungsreihe im Jahresthema 2013|14 „Zukunftsort: EUROPA“ setzt sich mit der verbreiteten Auffassung auseinander, dass normative Ansprüche auf wissenschaftliche Rationalität, Aufklärung, Liberalismus, Demokratie, autonome Kunst oder universelle Menschenrechte Entdeckungen europäischer Geschichte seien, die weltweite Geltung beanspruchen. Die Vorlesungen präsentieren verschiedene Sichtweisen dieser Geschichte. Binnen- und außereuropäische Perspektiven werden in Doppel-Vorträgen konfrontiert und anschließend diskutiert.

Europa in globaler Perspektive
Europa in globaler Perspektive

Wofür steht Europa? In den vorherrschenden Bildern und Imaginationen von Europa gelten normative Ansprüche auf Rationalität, Aufklärung, Liberalismus, Moderne, bürgerliche Gleichheit und universelle Menschenrechte als Entdeckungen bzw. Leistungen der europäischen Geschichte. Diese sogenannten europäischen Errungenschaften beanspruchen zudem eine weltweite Geltung. Doch ist die Selbstverständlichkeit dieser Annahmen historisch betrachtet haltbar? Welche alternativen Lesarten der europäischen Geschichte entstehen, wenn Europa in globaler Perspektive wahrgenommen wird?

  

Die Akademievorlesung "Europa in globaler Perspektive", die im Rahmen des Jahresthemas 2013|14 stattfindet, zeichnet die sich im Zeitraum von der frühen Neuzeit bis zur Gegenwart radikal verändernde Rolle Europas in der Welt nach. In Form von Doppelvorträgen werden transformative Epochen europäischer Geschichte aus gegensätzlichen Blickwinkeln neu betrachtet. Mit ihren binnen- und außereuropäischen Sichtweisen präsentieren Akademiemitglieder und Gäste alternative Lesarten, die eine universalistische Geschichtsschreibung in Frage stellen – zugunsten einer Vielfalt der Perspektiven.

 

 In der Auftaktveranstaltung nehmen der bengalische Historiker Dipesh Chakrabarty und der Sozialhistoriker Jürgen Kocka die Geschichte des 20. und 21. Jahrhunderts in den Fokus. Jürgen Kocka zeigt in seinem Vortrag auf, dass die europäische Geschichte sowohl mit der Entstehung des modernen Kapitalismus als auch mit Kritik an diesem eng verbunden ist. Er fragt: „Gibt es - noch - eine spezifisch europäische Variante des längst globalisierten Kapitalismus? Wenn ja, was bedeutet sie für die Perspektiven Europas im globalen Zusammenhang?“ Der Vortrag von Dipesh Chakrabarty (in englischer Sprache) beleuchtet im Anschluss drei europäische Vermächtnisse: die Entwicklung von Universitäten und die damit verbundene Wissensproduktion und -organisation, die Idee der Zivilisation sowie die Vorstellung von Gerechtigkeit zwischen Nationen und Völkern. Chakrabarty beschreibt die zentrale historische Rolle dieser für ihn spezifisch europäischen Errungenschaften im Prozess der Globalisierung und betont zugleich deren heutige Bedrohung durch weltweite gesellschaftliche Herausforderungen.

  

Europa und der Kapitalismus
Jürgen Kocka

Freie Universität Berlin
Akademiemitglied


Beyond the Europeanization of the earth: towards a shared future of the planet
Dipesh Chakrabarty

University of Chicago

(Vortrag in englischer Sprache)

 

Moderation: Ute Frevert
Max-Planck-Institut für Bildungsforschung
Akademiemitglied

 

Mit freundlicher Unterstützung der Max-Planck-Gesellschaft.

 

 

Weitere Termine der Vorlesungsreihe:

 

Donnerstag , 22. Mai 2014: Krieg und Frieden: Das Europa der Nationalstaaten (Ute Frevert) / Labor der Gewalt? Europäische Imperien und koloniale Kriege (Andreas Eckert)

 

Donnerstag , 12. Juni 2014: Wessen Aufklärung? Globalgeschichtliche Perspektiven (Sebastian Conrad) / Das Europa der Aufklärung – ein „corps politique“? (Barbara Stollberg-Rilinger)

 

 

Die Initiative Jahresthema 2013|14 „Zukunftsort: EUROPA“ der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften bietet eine Plattform, um die Aktivitäten wissenschaftlicher und kultureller Institutionen in Berlin und Brandenburg unter einem Themendach zu bündeln und Vernetzung nachhaltig zu fördern.

 

http://Jahresthema.bbaw.de 

 

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