Leibniz-Medaille an Paul Raabe

06.03.2013 | BBAW/02/2013

Mit der Verleihung der Leibniz-Medaille an Herrn Prof. Dr. Dr. h. c. mult. Paul Raabe würdigt die Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW) dessen herausragende Verdienste um die Förderung der Wissenschaften.

Mit der Verleihung der Leibniz-Medaille an Herrn Prof. Dr. Dr. h. c. mult. Paul Raabe würdigt die Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW) dessen herausragende Verdienste um die Förderung der Wissenschaften. Als leidenschaftlicher Bibliothekar, anerkannter Forscher und Publizist sowie als erfolgreicher Kulturmanager kann Paul Raabe ein beeindruckendes Lebenswerk vorweisen, das sowohl im Westen wie im Osten Deutschlands nach der Wiedervereinigung seinesgleichen sucht. Besonders hervorzuheben sind seine Verdienste beim Aufbau der Bibliothek des Deutschen Literaturarchivs Marbach a. N., bei der Leitung der Herzog August Bibliothek in Wolfenbüttel und der Franckeschen Stiftungen in Halle (Saale) sowie sein Einsatz als Projektleiter für das geistes- und kulturwissenschaftliche Langzeitvorhaben „Grundriss zur Geschichte der deutschen Dichtung aus den Quellen - Goedeckes Grundriss“ der BBAW. Die Auszeichnung wurde Paul Raabe am 28. Februar 2013 von Akademiepräsident Günter Stock an dessen Wohnort in Wolfenbüttel überreicht.

 

Paul Raabe, 1927 in Oldenburg geboren, hat eine Ausbildung zum Diplombibliothekar absolviert, Germanistik und Geschichte an der Universität Hamburg studiert und sich 1967 in Göttingen habilitiert. Seine Bibliographie ist beachtlich, von seinem anerkannten germanistischen Oeuvre zeugen vielbeachtete Bücher, Ausstellungskataloge, Zeitungsartikel und wissenschaftliche Aufsätze. Er veröffentlichte zahlreiche Werke zur Buch-, Bibliotheks- und Quellengeschichte, zur Literatur des Expressionismus, der Aufklärung und zur Weimarer Klassik. Von besonderem Reiz sind seine literarischen Reiseführer durch Orte Deutschlands.

 

In den Jahren von 1958 bis 1968 baute Paul Raabe die Bibliothek des Deutschen Literaturarchivs Marbach a. N. auf und leitete sie ein Jahrzehnt lang. Dank seiner organisatorischen Aufbauarbeit gilt Marbach heute als das wohl wichtigste Literaturarchiv Deutschlands. Sein wissenschaftliches Interesse richtete sich in dieser Zeit vor allem auf die Erforschung des literarischen Expressionismus, der von den Nazis als entartete Kunst diffamiert worden war. 1968 wurde Paul Raabe die Leitung der Herzog August Bibliothek in Wolfenbüttel übertragen. Im 17. Jahrhundert galt diese Bibliothek als die größte in Europa. Raabe stand in dieser Funktion in der Nachfolge von Gottfried Wilhelm Leibniz und Gotthold Ephraim Lessing. Unter seiner Führung wurde sie zu einer modernen, international anerkannten Studien- und Forschungsstätte für das Mittelalter und die frühe Neuzeit ausgebaut und für die Forschung geöffnet. Heute gehört sie zu den größten geisteswissenschaftlichen Einrichtungen in Europa. Von Wolfenbüttel ging Raabe 1992 als Direktor an die Franckeschen Stiftungen nach Halle an der Saale und wurde Mitglied des Stiftungsrats der Klassik Stiftung Weimar und des Kuratoriums Weimar '99. Nach seinem Ausscheiden aus dem Direktorenamt im Jahre 2000 wurde er in der Nachfolge von Hans-Dietrich Genscher Vorsitzender des Kuratoriums der Stiftung. Rettung und Wiederaufbau der 1695 als pietistisches Sozial- und Bildungswerk von August Hermann Francke gegründeten Franckeschen Stiftungen nach 1990 sind aufs Engste mit dem Namen Paul Raabe verbunden.


Paul Raabes Lebenswerk erfuhr in den 1990er Jahren und im ersten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts eine breite öffentliche Würdigung durch hochrangige staatliche und wissenschaftliche Auszeichnungen, darunter das Große Bundesverdienstkreuz mit Stern, die Niedersächsische Landesmedaille, der Sächsische Verdienstorden des Freistaates Sachsen, der Thüringische Verdienstorden sowie der Verdienstorden des Landes Sachsen-Anhalt. Er wurde u. a. mit dem Karl Friedrich Schinkel-Ring des Deutschen National-Komitees für Denkmalschutz und dem Deutschen Stifterpreis des Bundesverbandes deutscher Stiftungen geehrt. Ihm wurde die Ehrendoktorwürde der Universität Krakau und der Technischen Universität Braunschweig sowie der Martin-Luther-Universität Halle/Wittenberg verliehen. Er ist Ehrenbürger der Stadt Wolfenbüttel und der Stadt Halle (Saale).


Mit der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften ist Paul Raabe durch das geistes- und kulturwissenschaftliche Langzeitvorhaben „Grundriss zur Geschichte der deutschen Dichtung aus den Quellen - Goedeckes Grundriss“ verbunden. Und auch hier hat er sich bleibende Verdienste erworben. Unmittelbar nach der deutschen Wiedervereinigung hat er als Projektleiter Verantwortung für dieses Projekt aus dem Erbe der Akademie der Wissenschaften der DDR übernommen und dafür Sorge getragen, dass es den Anforderungen des Akademienprogramms gerecht werden konnte und mit Erfolg planmäßig abgeschlossen werden kann.


Die Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften verleiht die Leibniz-Medaille an Einzelpersönlichkeiten bzw. Arbeitsgruppen als Anerkennung für Verdienste um die Förderung der Wissenschaften. Die Medaille kann jährlich verliehen werden, zuletzt erhielten sie 2012 Friede Springer (Berlin), 2011 Fotis C. Kafatos (London) und Ernst-Ludwig Winnacker (Strasbourg), 2010 Klaus Tschira (Heidelberg), 2009 Manfred Erhardt, Senator a. D. (Berlin), 2008 Klaus J. Jacobs (Zürich), 2007 Hans Joachim Meyer (Bonn/Berlin), 2006 Arend Oetker (Essen/Berlin), 2005 Heinrich Meier (München), 2004 Hasso Plattner (Walldorf), 2003 Wolf Lepenies (Berlin), 2002 Jan Philipp Reemtsma (Hamburg), 2001 Reimar Lüst (Hamburg), 2000 Berthold Beitz (Essen), 1999 Hartmut Rahn (Remagen), 1998 Heinrich Pfeiffer (Bonn).
 

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