PRESSEMITTEILUNG
BBAW/PR-16/2005
5. Oktober 2005
Naturwissenschaftliches und technisches Grundwissen ist ein Gut, das allen Schülern zur Verfügung stehen sollte, oder, mit den Worten von Prof. Pierre Léna von der Académie des Sciences, Paris: "Some children will be scientists - all will be citizens". PISA und andere Studien haben jedoch gezeigt, daß nicht nur die naturwissenschaftlichen Grundkenntnisse der deutschen Schülerinnen und Schüler verbessert werden sollten, sondern vor allem auch deren Wissen über naturwissenschaftliche Denk- und Vorgehensweisen. Im Rahmen des EU-Projektes "Scienceduc", das eine "Erneuerung des naturwissenschaftlichen Unterrichts durch untersuchendes Lernen ("inquiry-based learning") in der Grundschule" anstrebt, lud die Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften gemeinsam mit der Freien Universität Berlin daher am 27. und 28. September 2005 unter dem Motto "Science is primary" zu einer gut besuchten Internationalen Konferenz in das Akademiegebäude ein.
Mit der Beteiligung an der Ausrichtung dieser Konferenz hat sich die Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften einer internationalen Bewegung der Wissenschaftsakademien angeschlossen, die das Ziel hat, den naturwissenschaftlichen Unterricht in der Grundschule zu reformieren. Die auf der Konferenz vorgestellten "best practice"-Modelle aus Frankreich, den USA und Schweden haben überraschend viele Gemeinsamkeiten, von denen Deutschland lernen kann: Im Zentrum aller drei Modelle steht das untersuchende Lernen ("inquiry-based learning"), das beim Stellen von Fragen beginnt, die Kinder Hypothesen bilden läßt und diese Hypothesen anschließend im Experiment überprüft. Die Daten der in Gruppen durchgeführten Experimente werden anschließend dokumentiert und gemeinsam diskutiert. Diese Art des Lehrens vermittelt nicht nur Faktenwissen, sondern auch das Lernen von Konzepten und fördert die in den "PISA"-Aufgabenstellungen geforderte Fähigkeit, Schlüsse aus Daten zu ziehen. Gleichzeitig konnte in den USA gezeigt werden, daß dieser Unterricht die Sprachentwicklung insbesondere der Kinder steigert, deren Muttersprache nicht die Unterrichtssprache ist. In allen drei Ländern wird diese Art des Unterrichts durch eine praxisorientierte, intensive Lehrerfortbildung sowie durch die Bereitstellung von geeigneten Unterrichtsmaterialien vorbereitet und begleitet.
Ein auf diesen Prinzipien basierendes Pilotprojekt wird voraussichtlich im Laufes des nächsten Jahres im Rahmen des EU-Projektes "POLLEN" in Berlin gestartet. Mit "POLLEN" sollen in 12 europäischen Städten Modellprojekte gefördert werden, welche zum Ziel haben, das naturwissenschaftliche Grundverständnis und Denken aller Schülerinnen und Schüler zu steigern.
Pressekontakt:
Gisela Lerch
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
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