Diese zweitälteste überlieferte Schriftsprache Afrikas nach dem Ägyptischen war zwischen 250 v.Chr und 400 n.Chr. im Reich von Meroe in Gebrauch. Ermans Versuch scheiterte aus mehreren Gründen. Zum einen erkannte er den Alphabetcharakter des Meroitischen nicht. Zum anderen hat er Inschriften in seine Untersuchung einbezogen, die zwar mit Hieroglyphen geschrieben aber nicht meroitisch waren. Schließlich hat er ein Schlüsselobjekt nicht berücksichtigt, eine mit meroitischen Hieroglyphen beschriebene Opfertafel aus Meroe, welche zufälligerweise auch noch in dem von ihm geleiteten Berliner Ägyptischen Museum aufbewahrt wurde und wird. Es blieb daher dem englischen Gelehrten Francis Llewellyn Griffith vorbehalten, das Meroitische zu entziffern, eine großartige Leistung, die der eines Champollions in nichts nachsteht. Inhaltlich verständlich ist das Meroitische aber immer noch nicht. Nur wenige Wörter sind in ihrer Bedeutung bekannt und die grammatische Struktur der Sprache ist nur in Ansätzen erkennbar. Die "inhaltliche Entzifferung" des Meroitischen steht also noch aus.
Ein Vortrag von Jochen Hallof