"Go East. Deutsche und Österreichische Arbeiter in der Türkei und auf dem Balkan vor hundert Jahren" Vortrag von Malte Fuhrmann (ZMO) im Rahmen des Jahresthemas 2007/2008 "Europa im Nahen Osten - Der Nahe Osten in Europa"

11. Juli 2007

Einstein-Saal

Vortrag von Malte Fuhrmann (Zentrum Moderner Orient) Moderation: Prof. Dr. Ulrike Freitag (Direktorin, Zentrum Moderner Orient)

"Go East. Deutsche und Österreichische Arbeiter in der Türkei und auf dem Balkan vor hundert Jahren"

Fern von den großen Auswanderungszielen des 19. Jahrhunderts, wie es beispielsweise die USA darstellte, suchte eine kleine aber nicht unbedeutende Anzahl von Handwerkern, Arbeitern und Arbeitsuchenden aus dem Deutschen Reich und Österreich-Ungarn ihr Glück auf dem Balkan und in Anatolien, vor allem in den großen Städten des Osmanischen Reichs wie Saloniki (Thessaloniki), Izmir und Istanbul. Während ein Teil von ihnen in den großen Infrastrukturprojekten, insbesondere Bau und Betrieb von Eisenbahnlinien und Häfen vergleichsweise gut bezahlte Beschäftigung fand, wurden andere dauerhaft abhängig von Almosen der ausländischen Konsulate, Kirchen und Privatpersonen. Die etablierten Arbeiter orientierten sich zwar in ihren politischen Loyalitäten meist an ihren Herkunftsländern Deutschland und Österreich; gleichzeitig etablierten sie sich jedoch vor Ort, heirateten ortsansässige Frauen und gründeten Familien. Die lokale Integration war jedoch oft durch Wilkürmaßnahmen der osmanischen Behörden, Raub und fremdenfeindliche Gewalt bedroht. Nach der Wende zum zwanzigsten Jahrhundert wurden sowohl die Arbeiter als auch die verarmten Arbeitssuchenden zu Spielbällen in der Auseinandersetzung zwischen den zunehmend aggressiven, mitteleuropäischen imperialistischen Mächten und dem aufkeimendem türkischen Nationalismus.

Dr. Malte Fuhrmann bearbeitet seit 2006 das Projekt „Europäische
und balkanische Wanderarbeiter in den spätosmanischen
Hafenstädten“ am ZMO. Seine Arbeitsschwerpunkte sind Politik-, Kultur- und Sozialgeschichte des 19. und 20. Jahrhunderts
mit Fokus auf dem Balkan und dem Mittelmeerraum, sowie europäisch-osmanische Beziehungen und interethnische Kontaktzonen.

Veranstaltungszeitraum:

19.00 Uhr

© 2024 Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften