„In meiner zeichnerischen Praxis arbeite ich mit Stift, Pinsel, Schere, Falzbeil und Locheisen auf und mit Papier. Meine künstlerische Arbeit, bei der ich eigene Versuchsanordnungen aufstelle, wird von wissenschaftlichen Methoden durchdrungen. Mit systematischen Regelwerken zu arbeiten öffnet einen unendlichen Kosmos an Möglichkeiten, denen ich frei nachgehen kann. Ich arbeite in Werkserien, die aus dem Austausch mit Naturwissenschaftler:innen zustande kommen. Es entstehen Kooperationen mit international aufgestellten Instituten und deren Mitarbeiter:innen in Bereichen wie Wolken- und Pflanzenklassifikation, Zellkernteilung, menschliche Vielfalt, genetische Grundlagenforschung und Nachhaltigkeit. Meine Einstellung zu naturwissenschaftlichen Vorgehensweisen ist allerdings ambivalent: einerseits werde ich von der Faszination geleitet, wie versucht wird, chaotisch anmutende Lebensphänomene durch Methodik und Systematik verlässlich zu erklären. Um dies zu erreichen werden Experimentalsysteme entwickelt. Die beobachteten Störungen tragen wesentlich zur Ableitung neuer Erkenntnisse bei. Andererseits ist für die Forschung ausschließlich das relevant, was gemessen werden kann. Alles andere existiert nicht. Genau diese Spannbreite bildet den Raum, den ich meiner Kunst gebe.“
Katrin von Lehmann
Die Künstlerin Katrin von Lehmann (*1959 in Berlin) zeigt in der Akademie ausgewählte Arbeiten auf Papier, die im Zusammenhang mit ihrer Auseinandersetzung mit Wissenschaft und wissenschaftlichen Methoden entstanden sind.