Digital Humanities Kolloquium – „Widerstand operationalisieren mithilfe soziopragmatischer Annotationen“

Virtuelles Kolloquium

04. Juni 2021

Online

Die „Digital Humanities“ sind eine der wichtigsten Entwicklungen im Bereich der Geisteswissenschaften in den letzten Jahren. Um den Dialog zu diesem Thema weiter zu intensivieren, organisieren die TELOTA-Initiative und das Zentrum Sprache der BBAW unterstützt vom Forschungsverbund if|DH|b ein monatliches Digital-Humanities-Kolloquium.

Digital Humanities Kolloquium
Digital Humanities Kolloquium

Nicole M. Wilk (Universität Paderborn, DFG-Projekt „Heterogene Widerstandskulturen, Sprachliche Praktiken des Sich-Widersetzens von 1933 bis 1945“)
Widerstand operationalisieren mithilfe soziopragmatischer Annotationen

Die Annotationen aus dem Paderborner Widerstands-Projekt HetWik folgen einer Fragestellung, die auf den ersten Blick nur schwer durch quantitative Verfahren zu bearbeiten ist. Denn erfasst werden soll die sprachlich-kulturelle Vielfalt des deutschen Widerstands gegen die Hitler-Diktatur. Diese Vielfalt zeigt sich in den Gattungen (Flugblatt, Zeitungen, Denkschriften, …), Akteursgruppen (Militärs, bürgerliche und christliche, sozialdemokratisch und kommunistische Gruppierungen), aber auch in den unterschiedlichen Situationen des Widerstands durch Dissidenz, im Untergrund, in der Haft oder im Exil. Zwar lassen sich auf Basis von Metadaten die jeweiligen Teilkorpora einer Mustererkennung unterziehen. Die interaktive Dimension des Widerstands ist damit jedoch noch nicht erfasst. Sie zielt im Wesentlichen auf zwei Fragen: 1. Wie setzen sich die Widerstandsakteur:innen sprachlich zur Wehr?, und 2. Wie versuchen sie, andere für den Widerstand gewinnen? Die aus diesen Fragen abgeleitete soziopragmatische Annotation folgt einem Ansatz, bei dem Praktiken verknüpft erhoben werden: Die Bezeichnungsvariation der adressierten, angeklagten, verfolgten und solidarisierten Parteien (Selbstkonstitution, Beziehungskonstitution) werden daraufhin geprüft, in welchen flächig annotierten Sprachhandlungsmustern der Gegenwehr oder der Sachverhaltsherstellung sie auftreten. Die Verknüpfung der Handlungsformen weist Pfade zu salienten Sprachhandlungsmustern des Widerstands. Somit kann gezeigt werden, dass überlappende Annotation zugleich eine Modellierung salienter Sprachhandlungsmuster darstellt.

Die Veranstaltung findet virtuell statt; eine Anmeldung ist nicht notwendig. Zum Termin ist der virtuelle Konferenzrraum über den Link https://meet.gwdg.de/b/sus-kcw-ccu-m6w  erreichbar. Wir möchten Sie bitten, bei Eintritt in den Raum Mikrofon und Kamera zu deaktivieren. Nach Beginn der Diskussion können Wortmeldungen durch das Aktivieren der Kamera signalisiert werden.

Im DH-Kolloquium an der BBAW werden aktuelle Themen der Digital Humanities praxisnah und anwendungsorientiert zur Diskussion gebracht, um Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler beim Einsatz digitaler Methoden in der geisteswissenschaftlichen Forschung zu unterstützen. 


Weitere Informationen: https://www.bbaw.de/bbaw-digital/dh-kolloquium 

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