Die Berliner Schule der Ägyptologie im „Dritten Reich“ innerhalb der Berliner Akademie der Wissenschaften. Begegnung mit Hermann Grapow (1885 – 1967)

Forschungskolloquium

09. April 2015

Akademiegebäude am Gendarmenmarkt, Einstein-Saal, Jägerstrasse 22/23, 10117 Berlin

Ziel des Kolloquiums ist es, aktuelle Fragen zur ägyptologischen Disziplingeschichte in der Zeit des „Dritten Reiches“ einem Fachpublikum und einer interessierten Öffentlichkeit vorzustellen. Dabei soll ein Schwerpunkt auf die jüngsten Forschungen zur Institutionengeschichte der BBAW gelegt werden. In einem öffentlichen Abendvortrag wird Thomas L. Gertzen, Verfasser der neu erscheinenden Grapow-Biografie, einen Vortrag zur Rolle Grapows in der Zeit des „Dritten Reiches“ halten.

Die Berliner Schule der Ägyptologie im „Dritten Reich“ innerhalb der Berliner Akademie der Wissenschaften. Begegnung mit Hermann Grapow (1885 – 1967)
Die Berliner Schule der Ägyptologie im „Dritten Reich“ innerhalb der Berliner Akademie der Wissenschaften. Begegnung mit Hermann Grapow (1885 – 1967)

Die Disziplingeschichte der deutschsprachigen Ägyptologie hat in den vergangenen Jahren verstärkte Aufmerksamkeit erfahren und ist in den Kontext eines weiter angelegten wissensgeschichtlichen Forschungsdiskurses getreten. Dabei wurde ein Schwerpunkt auf die Wechselwirkungen von Wissenschaft und Politik, insbesondere in der Zeit des „Dritten Reiches“, gelegt.


Das derzeitige Akademienprojekt „Strukturen und Transformationen des Wortschatzes der ägyptischen Sprache“ nimmt den 130. Geburtstag des Ägypto logen Her mann Grapow (1885 – 1967) und die aktuell über ihn erscheinende Kurzbiografie zum Anlass, ein eintägiges Forschungskolloquium auszurichten. Hermann Grapow war seit 1907 als Mitarbeiter am „Wörterbuch der ägyptischen Sprache“ an der Berliner Akademie tätig. Zusammen mit Adolf Erman, der Zentralfigur der „Berliner Schule“ der Ägyptologie, war er Mitherausgeber des ab 1926 erschienenen mehrbändigen Wörterbuches. Seit den späten dreißiger Jahren hatte er Leitungsämter an der Berliner Universität und an der Akademie inne.

 

 

Der Eintritt zum Kolloquium ist frei. Es wird gebeten die Teilnahme an der Tagung bis zum 27. März 2015 anzumelden unter grapow@bbaw.de. Eine Anmeldung für den öffentlichen Abendvortrag ist nicht erforderlich.

  

ÖFFENTLICHER ABENDVORTRAG MIT BUCHPRÄSENTATION
„Dixi et salvavi animam meam“
Deutsche Ägyptologie im „Dritten Reich“ und der Fall Hermann Grapow

 

Einstein-Saal, 19 Uhr
 

Der Name Hermann Grapows ist Ägyptologen als Mitherausgeber des „Wörterbuchs der ägyptischen Sprache“ geläufig. Ebenso unmittelbar verbindet man heute mit seinem Namen aber auch die politische Belastung der Ägyptologie in der Zeit des „Dritten Reiches“. Die „Machtübernahme“ der Nationalsozialisten und ihre Eingriffe in die Wissenschaftspolitik ermöglichten dem zunächst zögernden Grapow neue Chancen zu beruflichem Erfolg und führten ihn in höchste Leitungsämter der Berliner Universität und der Akademie. Diese Konstellation und das Zeugnis von Zeitgenossen, die ihn als „Erz-Nazi“ bezeichneten, haben den Fokus der jüngeren historischen Forschung auf Grapow gelenkt. Jedoch wird die in der wissenschaftsgeschichtlichen Praxis bislang meistens zugrunde gelegte Dichotomie zwischen „gut“ und „böse“ dem Quellenbefund nicht gerecht.


Der Ägyptologe und Wissenschaftshistoriker Thomas L. Gertzen ist in Projekten u.a. in Potsdam, Leipzig und Vancouver an der Erforschung der Fachgeschichte der deutschsprachigen Ägyptologie beteiligt.

9:00 Uhr  Begrüßung
Ingelore Hafemann
(Berlin)

 

9:05 Uhr Grußwort
Dieter Simon
(Berlin)

 

9:15 Uhr Einführung
Thomas L. Gertzen
(Berlin)

 

GRUNDLAGEN UND RAHMENBEDINGUNGEN DER FACHGESCHICHTE

 

9:30 Uhr „einen Bau …, der nicht von großen Sprachanlagen der Nation zeugt“

Die Rezeption des Ägyptischen in der vergleichenden Sprachwissenschaft des 19. Jh.s
Sebastian Richter
(Berlin)

 

10:00 Uhr Die Geschichte der deutschen Ägyptologie im Dritten Reich

Stand der Forschung, Methoden und grundsätzliche Überlegungen
Susanne Voss
(Köln)

 

10:30 Uhr „Vom Großbetrieb der Wissenschaften“ an der Berliner Akademie
Torsten Kahlert
(Berlin)

  

11:00 Uhr Diskussion
Moderation: Dietrich Raue
(Berlin)

 

10:20 Uhr Pause

 

QUELLENKUNDE UND QUELLENKRITIK

 

11:15 Uhr Wissenshintergründe und Forschungstransfer

Der Nachlass Georg Steindorff in Leipzig
Kerstin Seidel
(Leipzig)

 

12:15 Uhr „Ich soll Erinnerungen bringen“

Hermann Grapows „Meine Begegnung mit einigen Ägyptologen“ als Quelle
Alexandra Cappel
(Bremen)

 
12:45 Uhr  Diskussion
Moderation: Dietrich Raue
(Leipzig)

 

13:05 Uhr Mittagspause


VERFOLGUNG UND VERTREIBUNG

 

14:45 Uhr Wegschauen und mitmachen.

Die Beteiligung am Prozess der Ausschaltung jüdischer Wissenschaftler im Jahr 1938 am Beispiel der Deutschen Orient-Gesellschaft
Sylvia Peuckert

(Berlin)

 

15:15 Uhr „Auch ich hoffe, dass die neue Leitung des alten Verlages uns und ihm Gutes bringen wird...".

Das Verhältnis zwischen dem Verlag J.C. Hinrichs und Hermann Grapow in den Jahren 1937-1948
Henning Franzmeier
(London/Qatar)


15:45 Uhr Diskussion
Moderation: Jürgen Kocka
(Berlin)

 

16.05 Uhr Kaffeepause


INSTITUTIONEN & AKTEURE

16:30 Uhr Theodor Vahlen & Eduard Norden

Extreme in der Geschichte der Berliner Akademie
Olaf Schlunke
(Berlin)

 

17:00 Uhr Vom Sekretarsprinzip zur Präsidialstruktur

Das Scheitern des „Füshrerprinzips“ an der Preußischen Akademie der Wissenschaften
Jens Thiel
(München/Berlin)

 

17:30 Uhr Diskussion
Moderation: Jürgen Kocka
(Berlin)

 


ÖFFENTLICHER ABENDVORTRAG MIT BUCHPRÄSENTATION

19:00 Uhr „Dixi et salvavi animam meam“

Deutsche Ägyptologie im „Dritten Reich“ und der Fall Hermann Grapow
Thomas L. Gertzen
(Berlin)
 

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