Kann man die Vergangenheit reparieren?

Akademievorlesung

12. November 2025

Akademiegebäude am Gendarmenmarkt, Einstein-Saal, Jägerstraße 22/23, 10117 Berlin

Die Zukunft ist im letzten Jahrzehnt unsicherer geworden; der Fortschritt, auf den sich die Menschen verlassen hatten, hat sie verlassen. Kein Wunder also, dass inzwischen das Wort „Verlust“ großgeschrieben wird und als soziologische Beschreibung dieser Situation im Mittelpunkt steht.

Gibt es noch Hoffnung nach dem Ende des Fortschrittsglaubens? Um diese Frage zu beantworten, müssen wir uns zunächst die Voraussetzung unserer ererbten Zeitvorstellung klarmachen und Alternativen in den Blick nehmen. Die Frage: ‚Kann man die Vergangenheit reparieren?‘ mag absurd klingen. Wie kann man etwas reparieren, was nicht mehr da ist? Sie ist nicht mehr absurd, sobald wir erkennen, dass die Vergangenheit nicht einfach vorbei ist, sondern dort, wo sie mit nicht bearbeiteter Gewalterfahrung belastet ist, vielfach nachwirkt. Die Vergangenheit kann man nicht verändern, doch es gibt die Möglichkeit, negative Nachwirkungen nachträglich zu bearbeiten und so neue Zukunftsperspektiven zu eröffnen. Der Begriff der „Reparatur“ stammt aus dem Kulturraum afro-amerikanischer Denker:innen; er kann für die westliche Orientierung eine neue Perspektive eröffnen. Sie besagt: Ja, es gibt weiterhin die Hoffnung auf Fortschritt und Zukunft für eine Gesellschaft, sofern sie bereit ist, sich ihrer von Gewalt, Unrecht und Ungleichheit bestimmten Vergangenheit zu stellen, sie zu überwinden und damit zu „reparieren“.

Mit Akademiemitglied Aleida Assmann (Universität Konstanz) und Yvonne Albers (Freie Universität Berlin) 

Moderation: Akademiemitglied Matthias Warstat (Freie Universität Berlin). 


Eine Veranstaltungsreihe des Jahresthemas 2025 | 26 „Konflikte lösen!“ der BBAW.


Zerstören und Reparieren

Diese beiden Handlungsfelder beschreiben vergangene ebenso wie gegenwärtige Konfliktlinien und ihre möglichen Lösungsansätze in der Wissenschaft und der Gesellschaft. Sie bündeln Diskussionen über dominante Erinnerungskulturen und die Entstehung neuer wie auch alternativer Perspektiven. Es rücken damit Fragen der Gewaltanwendung und – erfahrung in den Fokus. Ebenso stellt sich die Frage nach Möglichkeiten der Vergangenheitsbewältigung und der Gestaltung der Gegenwart und Zukunft.

Diese Vorlesungen laden dazu ein, die Praktiken von Zerstörung und Reparatur aus einer kritischen und neuen Perspektive zu betrachten. Die Beiträge reflektieren die Konflikte, Auseinandersetzungen sowie mögliche Lösungsansätze. Wir interessieren uns für die Ansprüche auf Konfliktlösung, die mit diesen Praktiken jeweils verbunden werden, aber auch für die Konflikte, die dadurch an anderer Stelle möglicherweise neu aufbrechen.


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