Im „Zeitalter der digitalen Kommunikation“ überschreiten Wörter und Bilder mühelos alle räumlichen Distanzen, ihre Übertragungsgeschwindigkeit rechnen wir in Sekundenbruchteilen, Speicherkapazitäten scheinen unbegrenzt, die Welt ist in sozialen Netzwerken miteinander vernetzt, simst, mailt, facebooket, twittert, googelt. Zugleich wird Information – ihre Verbreitung, Manipulation, Selektion oder Vorenthaltung ebenso wie ihre flächendeckende Auswertung – zu einem zentralen Wirtschafts- und Politikfaktor, dem der einzelne „Nutzer“ ausgeliefert scheint, der Machtgefälle spiegelt und Konflikte anheizt.
Eine kritische Reflexion dieser kommunikativen Bedingungen unserer Gegenwart ist dringend geboten. Dabei geht es jedoch nicht nur um eine aufgeklärte Kritik dieser „Informationswirtschaft“, sondern ebenso um den Kommunikationsbegriff selbst, dem im täglichen Umgang mit Twitter & Co eine Verkürzung droht. Denn das tägliche „Versenden“ immer kürzer werdender messages und simpler likes kultiviert nicht nur eine normierte, auf Entweder-Oder-Entscheidungen fixierte Kommunikation, es nährt auch die positivistische Vorstellung, dass in Kommunikationsprozessen ein transportables Paket hin und her geschickt wird, das es nur ein- und auszupacken gilt. Vor diesem Hintergrund lohnt es sich, einen Schritt zurückzutreten und sich auf Kommunikationskonzepte zu besinnen, die weit vor der digitalen Revolution ihre mediale Verfasstheit, ihre sprachliche, kulturelle und soziale Bedingtheit, ihre religiöse und ästhetische Bedeutung sowie ihre ethische Tiefendimension beleuchten.
Der internationale Schleiermacher-Kongress 2021 nimmt den Philosophen, Theologen, Pädagogen, Übersetzer und Bildungsreformer Friedrich Daniel Ernst Schleiermacher als Kommunikationstheoretiker in den Blick. Ob als Universitätslehrer, Kanzelredner, als politischer Reformer, Publizist, Salongänger oder Briefeschreiber – Schleiermacher war selbst ein begnadeter Kommunikator und im Begriff der Kommunikation bündeln sich wie in einem Brennglas viele zentrale Aspekte seines Denkens.
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